Pressebericht Einweihung der Patenschaftstafel Bayreuth / Franzensbad
In Anwesenheit des Bayreuther Oberbürgermeisters Thomas Ebersberger, der Bürgermeisterin von Lehesten, Nicol Vockeroth sowie Manfred Kees und Gerda Mühlbacher von der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bayreuth fand am Altvaterturm die Einweihung der Patenschaftstafel Bayreuth / Franzensbad statt. Die Stadt Bayreuth hatte mit einstimmigem Beschluss des Stadtrates vom 18. September 1954 die Patenschaft über die heimatvertriebenen Bürger von Franzensbad übernommen. Zum Egerlandtag 1955 ist diese Patenschaft durch Ausfertigung und Übergabe der Patenschaftsurkunde am 17. Juli 1955 beurkundet worden. Mit der Einfügung einer Patenschaftstafel im Altvaterturm soll diese Patenschaft als Erinnerung für dauernd gewürdigt werden. Mehr als 15 Millionen Menschen sind nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat vertrieben worden oder mussten flüchten, davon mehr als 3 Millionen Sudetendeutsche. Die einheimische Bevölkerung trug die schweren wirtschaftlichen und persönlichen Folgen mit. Viele Gemeinden zeigten dies auch durch Übernahme von Patenschaften über die Herkunftsorte. So auch Bayreuth für die vertriebenen Franzensbader. Diese Patenschaften gaben vielen Vertriebenen Mut, nach dem Krieg neu anzufangen. Das soll mit den nebeneinander angebrachten Wappen der Heimatstadt und der Patenstadt für nachfolgende Generationen dokumentiert werden. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der Vergangenheit und zur Heilung von Wunden, die durch die Vertreibung verursacht wurden. Es ist ein Bestandteil der Erinnerungskultur. „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem wir nicht vertrieben werden können“ (Jean Paul 1763 – 1825). Ausdrücklich dankte Manfred Kees in seiner Ansprache Oberbürgermeister Thomas Ebersberger aus der Festspiel- und Universitätsstadt Bayreuth für seine Teilnahme und für den 50 % Förderbeitrag der Stadt Bayreuth zur Herstellung und Anbringung der Gedenktafel. „Damit wird auch die Aufbauarbeit der Vertriebenen für die Bundesrepublik, in Bayern und in Bayreuth nach dem Krieg gewürdigt“ betonte Manfred Kees. Gekommen aus Koblenz war auch die Tochter von Kurt Weese, dem Erbauer des Altvaterturmes, Heidrun Weese-Alebiosu. Sie ist Mitglied im Vorstand des Altvaterturmvereins. Ein besonderer Gruß galt Willi Rimpl, dem früheren Bürgermeister von Lehesten. Er war vor kurzem im Krankenhaus, weshalb an seiner Stelle Manfred Eisold die Darstellung der Geschichte des Altvaterturmes übernahm. Sehr emotionale Grußworte sprach die Bürgermeisterin von Lehesten, Nicole Vockeroth. Es sei Aufgabe der jungen Generation das Erbe der Vorfahren zu bewahren und dafür einzutreten, dass Krieg und Vertreibung verbannt werden und kein überspitzter Nationalismus die aufgebaute Friedensordnung in Europa wieder zu Nichte macht. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger erinnerte in seiner Ansprache an den 1954 gefassten, einstimmigen Stadtratsbeschluss und die Ausfertigung der Patenschaftsurkunde Manfred Kees, 31.08.2024 Seite 2 von 2 1955. Die Bedeutung und Wirkung als Signal des Friedens und der Versöhnung dürfen nicht verkannt werden. Seit 2004 steht der Altvaterturm mit 35,8 m Höhe auf dem Wetzstein bei Lehesten am Rennsteig in Thüringen. Überwiegend Sudetendeutsche haben ihn als Mahnmal gegen Vertreibung, als Erinnerungs- und Begegnungsstätte und als Ort der Versöhnung errichtet. Mit seiner guten Aussicht ins Erzgebirge, ins Fichtelgebirge, in den Frankenwald, auf die Höhenlagen des Thüringer Waldes und des Harzes ist der Altvaterturm ein völkerverbindendes Schaufenster am südöstlichen Rennsteig. Hier in der Elisabethkapelle des Altvaterturmes, betonte der Oberbürgermeister weiter, erinnern zahlreiche Tafeln an die deutschen Siedlungsgebiete, an die jeweilige Einwohnerzahl, an die Gefallenen und an die während der Vertreibung umgebrachten Bewohner. Der Altvaterturm ist mit seinen geschichtlichen Inhalten ein Baustein für ein gemeinsames europäisches Haus, in dem übersteigerter Nationalismus, Intoleranz, Völkerhass und Willkür keinen Platz haben. Der Oberbürgermeister endete mit der Bemerkung, dass durch die Darstellung der bestehenden Patenschaften im Altvaterturm auch die Stadt Bayreuth ihren Beitrag leisten möchte. Nach der Einweihungsfeier gab es für alle als Überraschung einen Schluck Altvater-Likör und danach eine zünftige Brotzeit an der Wetzsteinhütte des Thüringer Waldvereines. Der Altvaterturm Seit 2004 steht der Altvaterturm mit 35,8 m Höhe auf dem Wetzstein bei Lehesten am Rennsteig in Thüringen. Die Sichthöhe auf offener Aussichtsplattform beträgt 824 m. 16 Skulpturen auf den Zinnen des Turmes symbolisieren 16 Millionen Vertriebene und 16.000 getötete Menschen nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Zuge der Vertreibung. Im Treppenhaus stellen Doppelwappen die Orte der Vertreibung und die neuen Wohnorte dar. Nun ergänzt durch die Patenschaftstafel Bayreuth – Franzensbad. Manfred Kees 12.09.2024